Kurzer historischer Abriss der Entstehung von Schlaraffia in Dresden.

I. Von der Geburt bis zum Untergang – Schlaraffia Dresdensia

Am 10.10.1859 wurde in Prag "Schlaraffia", als Gegenpol zum etablierten Künstlerverein "Arkadia", aus der Taufe gehoben und verbreitete sich rasch im deutschen Sprachraum und weit darüber hinaus. Es sollten jedoch noch fast auf den Tag genau 22 Jahre vergehen, bis auch in Dresden ein schlaraffisches Reych zu werden begann.

So wurde am 15.10.1881 durch das in Leipzig befindliche Mutterreych Lipsia die Colonie Dresdensia, spätere Reychsnummer 33, mit den Erzschlaraffen Rt Molte (Lipsia), Rt Reif (Norimberga), Rt Rübezahl (Teplicia), Rt Capitano (Wratislawia) und einem Häuflein von 16 Knappen gegründet und ein Jahr später als Reych sanktioniert.

Nach schlaraffischer Zeytrechnung bezogen auf den "letzten Ritter" Kaiser Maximilian I. war das Gründungsdatum der Colonie Dresdensia der 15. Oktober 1581.

1871 wurde die schlaraffische Zeitrechnung so modifiziert, dass die Zählung der schlaraffischen Jahre mit der Gründung von „Schlaraffia“ in Prag 1859 neu beginnt und das Gründungsdatum der Colonie Dresdensia nunmehr der 15. Lethemond a. U. 22 war.

Geführt von den Oberschlaraffen Rt Blutig, Rt Moltke, Rt Säurig und dem Kantzler Rt Rübezahl
sippten die Sassen der Schlaraffia Dresdensia jeden Montag in der Rabenburg in der Marienstraße in Dresden.
Die Schlaraffia Dresdensia entwickelte sich zu einem kulturellen Faktor in der Stadt Dresden. In ihrer Hochblüte a. U. 71 (profan 1930) wurden 108 Sassen verzeichnet, was zur Folge hatte, dass nunmehr zwei Sippungen pro Woche erforderlich wurden.

Sehr früh begann die Schlaraffia Dresdensia Tochterreyche zu gründen, so z.B. a. U. 25 (profan
1884) die Schlaraffia Glauchavia, zwei Jahre später in Chemnitz die Schlaraffia Kemnitzia und a. U. 39 (profan 1898) in Bautzen die Schlaraffia Budissa.

Besondere Höhepunkte waren das a. U. 34 (profan 1893) stattgehabte Concil zu Dresden, die Weihe der neuen "Eulenveste" im Vereinsheim Landhausstraße 13 (in unmittelbarer Nähe der Frauenkirche) a. U. 55 (profan 1914), die 1.111. Sippung am 11.11. a. U. 61 (profan 1920) und das 50. Stiftungsfest in der Konzerthalle des zoologischen Gartens a. U. 72 (profan 1931).

Dem Gang der Weltgeschichte konnte sich aber weder Allschlaraffia, noch der Landesverband Schlaraffia Deutschland und schon gar nicht die Schlaraffia Dresdensia entziehen. Die Machtergreifung des Nazi-Regimes in Deutschland leitete deren Niedergang ein.

Um einem drohenden Verbot zu entgehen, kam es auf einem außerordentlichen Concil zur Abspaltung der deutschen Schlaraffenreyche von Allschlaraffia, so dass am 02.10. a. U. 74 (profan 1933) die erste Sippung der Schlaraffia Dresdensia im Rahmen der nunmehr separaten Deutschen Schlaraffia stattfand.

Nachfolgend schwenkten die Schlaraffen der Schlaraffia Dresdensia zunehmend gleichgeschaltet auf den nationalsozialistischen Kurs ein. Auf dem zweifelsohne unrühmlichen Tiefpunkt wurden jüdische Mitglieder nicht mehr geduldet und vor dem Lulu der Nazi-Gruß entboten.

Wenige Jahre später, im Februar 1937, wurde per Reichserlass jegliche schlaraffische Tätigkeit verboten. So fand am 27.02. a. U. 78 (profan 1937) unter der Funktion des Rt Uhupreis mit der Nr. 1.588 die Abschiedssippung der Schlaraffia Dresdensia mit einem Ehrenrytt für den trauerumflorten Uhu und den Worten "Das Spiel ist aus" statt.

Mit dem letzten Tamtam-Schlag am 28.02. a. U. 78 (profan 1937), Glock 2 &10 d. M. ging die Schlaraffia Dresdensia unter.

II. Von der Wiedergeburt bis zur Gegenwart – Schlaraffia Dresa florentis

Im Gegensatz zur BRD war Schlaraffia auch in der DDR verboten. Erst a. U. 131 (profan 1990), also kurz nach dem Ereignis, was landläufig als "Wende" bezeichnet wird, war eine Neugründung schlaraffischer Reyche in den neuen Bundesländern wieder möglich.

So fanden sich Altschlaraffen und Sassen aus den bestehenden schlaraffischen Reychen der alten Bundesländer zunächst vornehmlich im wiederentstehenden schlaraffischen Reych in Bautzen, in der Schlaraffia Budissa, zu Sippungen zusammen.

Schon bald wurde die Wiederauflebung des schlaraffischen Reyches in der Landeshauptstadt Dresden, auch wegen des damaligen umständlichen Weges gen Schlaraffia Budissa, ins Auge gefasst und die Gründung eines schlaraffischen Stammtisches in Dresden beschlossen. Damit wurde der Grundstein für die erste Reychsneugründung auf dem Gebiet der neuen Bundesländer gelegt.

Um das Führungsduo bestehend aus Rt Bäng-Kerle (Heylbronnen) und dem Rt Schnuffi (Assindia)
scharten sich alsbald zahlreiche Profane aus Dresden und Umgebung.

Doch im Gegensatz zur Schlaraffia Dresdensia, in der vornehmlich Künstler, Schauspieler, Musiker und Literaturschaffende Mitglied waren, waren jetzt Personen aller Berufsgruppe gleichrangig vertreten, die Interesse an der Kunst, an der Literatur, an der Wissenschaft, am Gesang und an der Musik verspürten und den Willen hatten untereinander feste Freundschaft zu leben.

Diese pflegten enge Beziehungen zur wieder entstandenen Schlaraffia Budissa und zu den schlaraffischen Reychen in den Altbundesländern, in Österreich, in der Schweiz und darüber hinaus. Die Schlaraffia Assindia aus Essen, das Mutterreych in spe, übernahm zum großen Teil die schlaraffische „Ausbildung“ bei den Dresdner Sassen.

Doch bevor es zur Colonie-Gründung kommen konnte, musste zunächst ein neuer Name gefunden werden. Der Vorschlag "Dresdensia nova" wurde von den hohen Räten abgelehnt, was einen fast endlosen Disput unter den Sassen auslöste. Erst die zufällige Lektüre eines alten, in der DDR, erschienenen Buches mit der Abbildung eines Kupferstiches von Heinrich F. Hogenberg aus dem Jahre 1565, bei dem in der Inschrift die Worte DRESA FLORENTIS zu finden waren, brachten den Durchbruch.

Die Colonie-Gründung am 23.04. a. U. 135 (profan 1994) war ein bedeutsamen Ereignis, sowohl für Allschlaraffia, als auch für die Stadt Dresden, an der ca. 700 schlaraffische und profane Gäste aus 12 Ländern teilnahmen.

Bald darauf entstand nach der politisch bedingten Auszeit von 58 Jahren am 07.10. a. U. 136 (profan 1995) wieder ein schlaraffisches Reych in Dresden, die Schlaraffia Dresa florentis, welches sich in der Tradition des erloschenen Reyches Schlaraffia Dresdensia sieht und deren schlaraffisches Erbe pflegt. Dabei ist das hohe Reych Schlaraffia Dresa florentis bestrebt, als schlaraffische Hochburg, an den einstigen Glanz der Schlaraffia Dresdensia anzuknüpfen.

Der bisherige Weg der Schlaraffia Dresa florentis mit der Reychsnummer 411 verlief nicht immer geradlinig. Insbesondere die Suche nach einer geeigneten Burg und dem damit verbundenen relativ häufigen Wechsel des Sippungsortes war ein Problem, welches selbst heute noch Schlaraffengenerationen beschäftigt.

Dennoch erblühte und erstarkte die Schlaraffia Dresa florentis im Laufe der Jahre, so dass sie selbst mit der Gründung des schlaraffischen Reyches Gorlitia in Görlitz a. U. 158 (profan 2017) wieder Mutterfreuden entgegen sehen konnte. Auch bei der Gründung der neu entstandenen Colonie Castellum Misena in Meißen haben Sassen aus der Schlaraffia Dresa florentis personelle und ideelle Unterstützung gegeben.

Am 04.Wonnemond a. U. 160 (profan 2019) war es nun soweit. Die Schlaraffia Dresa florentis, mit ihren nun wieder 28 Schlaraffen, feierte nach erfolgreichen Jahren ihres Bestehens im prächtigen Ballsaal des historischen Ball- und Brauhaus Watzke ihr 25-jähriges Stiftungsfest mit 211 Teilnehmern, darunter auch Burgfrauen, 1 Prüfling und 8 Pilger. Insgesamt reisten Schlaraffen aus 48 schlaraffischen Reychen aus ganz Europa zu diesem würdigen Ereignis an. Besonders wurden das Wirken und das Schaffen der Sassen der Schlaraffia Dresa florentis, welches sie in den Jahren zunehmend für das schlaraffische und das kulturelle Erbe der Stadt Dresden und darüber hinaus erbracht haben, gewürdigt.

In tagtäglichen Leben zeigt sich, dass zunehmend mehr Bürger der Stadt Dresden zur Schlaraffia Dresa florentis Kontakt aufnehmen, sich für das schlaraffische Spiel und darin eingeschlossen auch für die Pflege des kulturellen Erbes in literarischer, musikalischer, künstlerischer und wissenschaftlich-technischer Weise interessieren. Das zu erhalten und weiter zu entwickeln ist und bleibt auch in Zukunft ein anspruchsvolles Ziel für die Sassen der Schlaraffia Dresa florentis.